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Rangordnung & Spiele mit der Macht

Was macht ein Spiel aus? Spannung, Spaß und Regeln, die die Spieler kennen müssen, um mitzuspielen. In Anbetracht des Spiels, welches mir vorschwebt, haben die Spieler häufig unterschiedliche Voraussetzungen. Es geht um die „Spiele der Macht“ und deren Spielregeln, die insbesondere Frauen kennen sollten.

Wie komme ich dazu, darüber zu schreiben. Nun, neulich an einem kühlen Sonntagnachmittag erlaubte es mir meine Zeit, mich mit einem guten Buch am Kamin zurückzuziehen. Dem Voraus ging ein Unternehmerinnentreffen, welches mich dazu veranlasste, mich mit den Unterschieden zwischen Männern und Frauen im Geschäftsleben wieder einmal genauer zu beschäftigen.

Zu Beginn schaute ich mir das stereotypische Kommunikationsverhalten zwischen Männern und Frauen an. Frauen kommunizieren eher offen in einem Netzwerk und Männer hingegen eher statusorientiert. Frauen stellen häufig Verbindungen und Gemeinsamkeiten her, Männer ordnen sich über/unter und möchten sich im Miteinander möglichst klar abgrenzen. Trotz zahlreicher Kommunikationsschulungen, ist das Rangordnungsspiel nach wie vor eines, welches im männerdominierten Umfeld noch immer gern „gespielt“ wird.

Abgrenzen möchte ich vorab, dass es in diesem Beitrag keinesfalls um Bewertung geht, sondern vielmehr darum aufmerksam zu sein, Tipps zu teilen und Bewusstsein zu schaffen. 

Eine erste Grundregel, die besonders Frauen kennen sollten:

1. Kommunikation dient hier der Abgrenzung und Rangordnung

Versteht euch einfach als Spielerin in einem Spiel. Wurde euch eine statusorientierte Kommunikation in die Wiege gelegt, mischt einfach mit bei den Schlagabtäuschen.

2. Rangordnung vor Inhalt

Hierzu ein kleines Praxisbeispiel: Habt ihr schon mal versucht in einem Meeting mit überwiegend männlichen Kollegen – ohne eindeutig höchsten Rang – in den ersten 15 Minuten einen Inhalt zu platzieren? Das gelang sicher nicht. Erst wenn die Gruppe ihre Hierarchie „ausgekämpft“ hat, ist sie arbeitsfähig. Dauer: ca. 15 Minuten (für eure Planung).

3. Immer mit dem Entscheider kommunizieren

Wenn ihr eure Themen platzieren wollt, überzeugt den Entscheider (Ranghöchsten) am Tisch. Richtet euer Wort an ihn oder sie. Klaut euch ein Kollege in der Runde eure Idee, ergreift sofort die Initiative (ohne zu zögern, fallt ihm ins Wort!), bedankt euch für den weiterführenden Gedanken und übernehmt wieder.

Übrigens: Formal der Entscheider zu sein, bedeutet nicht auch der vom Team anerkannte Entscheider zu sein.

4. Niemals den Vorgesetzten übergehen

Eine weitere Grundregel deren Gewichtung enorm ist. Bezieht den Vorgesetzten ein, sucht das konstruktive Gespräch und hinterfragt Entscheidungen, wenn ihr anderer Meinung seid.

Ein Geschäftsführer ist kein Wohlfühlmanager, sondern kümmert sich um strategische Belange des Unternehmens. Wünscht ihr euch mehr Anerkennung, sprecht einfach mit euren Vorgesetzten.

5. Wettkampf macht Spaß

Vielleicht fiel euch bei Kindern schon einmal ein spielerischer Unterschied auf. Was lernt derjenige der mit Puppen und Figuren spielen? Fantasiewelten erfinden, empathisch und konsensorientiert sein. Derjenige, der schon früh dem Ballspielen frönt lernt klare Regeln, Erfolg und Spaß im Wettbewerb, auf den Trainer wird gehört und das tolle Gefühl, als Gewinner bejubelt zu werden. 

6. Seid nonverbal wachsam

Werdet ihr mit einem Handschlag begrüßt und legt sich die zweite Hand auf eure Schulter, antwortet mit der selbigen Geste (Machtgeste). 

  • Überlegt euch im Vorfeld wie ihr etwas sagt und was. Angst und Unsicherheit wittert ein machtvoller Gegenüber sieben Meter gegen den Wind. 
  • Seid ihr kleiner als euer Gegenüber haltet mehr Abstand, um auf „Augenhöhe“ zu bleiben.
  • Nehmt Raum ein: Wählt breitere Gesten, legt die Arme auf die Armlehnen und seid präsent.

7. Gerade Haltung

Wundert euch nicht, wenn die Inhalte in Debatten unter männlichen Kollegen sachlicher werden und das Appel-Ohr fast ausgeschaltet ist. Haltet eure Aussagen kurz und klar, formuliert eure Erwartungen deutlich. Der Kopf bleibt gerade – niemals geneigt.

8. Durchsetzen

Wenn es um den beruflichen Erfolg geht, geht es häufig darum, fachlich gute Leistungen zu erbringen und dafür Anerkennung zu erhalten. Machtmenschen ist es oftmals wichtiger, sich durchzusetzen. Nun, Durchsetzungsfähigkeit und Zielstrebigkeit sind in Führungspositionen häufig wichtigere Attribute, als Aufgabenorientiertheit und Fleiß.

9. Konkurrenz werden

Um in das „Rangordnungsspiel“ einzusteigen, durchlaufen Frauen vier Stufen.

  1. Ihr werdet nicht ernst genommen
  2. Sexueller Check (Unvermeidlich: Es nützt nichts sich in einem Sack zu verhüllen, hinter greller Schminke zu verstecken oder sich möglichst männlich zu kleiden.)
  3. Ablehnung
  4. Einstieg ins Spiel. Die Challenge ist eröffnet.

Hier gilt es einfach -> schnell durchlaufen.


Ich hoffe, euch hat dieser kleine Ausflug gefallen. Ich lade euch herzlich ein, über die Unterschiede des Miteinanders nachzudenken und den für euch passenden Gedanken mitzunehmen. Wir bleiben in Kontakt.

Bettina Richter-Kästner

Wenn Ihr mehr darüber lesen möchtet, empfehle ich Euch das Buch: Knaths M. (2009): Spiele mit der Macht: Wie Frauen sich durchsetzen. 16. Auflage. Piper Taschenbuch München. ISBN: 978-3492252508.